Psychologie und Kopfschmerz
Psychologische Faktoren spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle sowohl bei der Entstehung, aber auch bei der Aufrechthaltung von Kopfschmerzen. So ist beispielsweise einer der häufigsten Auslöser von Migräneattacken erlebter Stress; selbst die allgegenwärtigen kleineren „daily hassles“ können die Auftretenshäufigkeit erhöhen. Ungünstige Erwartungen (z.B. „Am Wochenende bekomme ich wieder Kopfschmerzen“) und überzogene Leistungsorientierung auf Seite des Patienten können zur Aufrechterhaltung beitragen. Der große Einfluss psychologischer Faktoren ermöglicht es aber auch, hier mit entsprechenden psychologischen Verfahren therapeutisch anzusetzen.
Psychologische Therapieverfahren haben ihre Bedeutung insbesondere in der Prophylaxe von Kopfschmerzen. 2016 sind die entsprechenden Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutischen Interventionen zur Behandlung der Migräne von der DMKG in einer Leitlinie zusammengestellt worden (Link siehe unten). Bereits die ausführliche Beratung des Patienten zeigt positive Effekte auf die Häufigkeit von Migräneattacken. Ebenso erwiesen sich Entspannungsverfahren, hier insbesondere die Progressive Muskelrelaxation, die Kognitive Verhaltenstherapie, aber auch Biofeedback als wirksame Ansätze. Auch wenn die derzeitige Studienlage zum Ausdauersport noch keine eindeutigen Schlussfolgerungen zulässt, lässt sich ein positiver Trend erkennen.
Mit diesen Verfahren ist eine Reduktion der Migräne von ca. 40% möglich, welche sich durch Kombination mit einer medikamentösen Prophylaxe auf bis zu 65% erhöhen kann. Ein multimodaler Ansatz von gemeinsamer medikamentöser und nichtmedikamentöser Behandlung ist also durchaus anzustreben. Dabei sind oft geringe Dosen als bei alleiniger medikamentöser Prophylaxe möglich, was wiederum die Gefahr eines durch Schmerzmittelübergebrauch verursachten Kopfschmerzes verringert.